Wenn man durch Frankfurt schlendert, fällt er sofort ins Auge: der Frankfurter Dom, der kirchenrechtlich eigentlich gar kein „Dom“ ist, da er nie eine Bischofskirche war. Offiziell Kaiserdom St. Bartholomäus. Majestätisch, mit seiner gotischen Fassade und dem hohen Turm, scheint er Geschichten aus Jahrhunderten in sich zu tragen. Aber wusstet ihr, dass der Dom auch einen kleinen Auftritt in der Verfilmung von Heidi hat?
In der Filmversion von 1952 wird Heidi, das kleine Mädchen aus der Schweizer Bergidylle in den Alpen, nach Frankfurt gebracht, um im Haus der Familie Sesemann in der Altstadt mal richtig Manieren und das Beten zu lernen, und um der jungen Clara Sesemann als Gesellschafterin zu dienen. Die Stadt ist für sie fremd, laut und verwirrend. Und dann gibt es diese eine Szene: Heidi steht hoch oben auf dem Dom und blickt sehnsüchtig über die Stadt, in der Hoffnung, die Berge ihrer Heimat sehen zu können. Natürlich sieht sie sie nicht. Stattdessen öffnet sich ein Panorama aus Dächern, Straßen und Kirchtürmen.
Ein Denkmahl für Heidi
2018 forderte die „Bürger für Frankfurt“-Fraktion im Römer, dass Heidi ein Denkmal in Frankfurt bekommen soll, denn schließlich spielt die Stadt in den Heidi-Büchern eine wichtige Rolle. Die Schweizer Autorin Johanna Spyri (1827 – 1901) werde zumindest noch mit einem kleinen Weg (Johanna-Spyri-Weg) auf dem Riedberg gewürdigt. Ihre Romanfigur aber tauche in Frankfurt nicht auf.
Der Magistrat lehnte den Vorschlag für ein Denkmal allerdings ab, da Frankfurt im Roman als Gegenteil der Alpenidylle, eine „krankmachende Großstadt“ dargestellt werde. Tatsächlich werden die Figuren hier als blass und herrisch beschrieben und Frankfurt als eine Stadt, in der „so viele Menschen beieinander sitzen und einander bös machen“ und man nicht draußen spielen darf. Aber auch pragmatische Gründe wie die Kosten, die sich erfahrungsgemäß auf mindestens 60 000 Euro belaufen, sowie der begrenzten öffentlichen Raum, sprächen dagegen.
Mehr als nur ein historisches Bauwerk
Heute ist der Dom nicht nur Filmkulisse, sondern ein lebendiger Treffpunkt für Frankfurter und Besucher. Konzerte, Ausstellungen, der alljährliche Weihnachtsmarkt – hier pulsiert das Leben. Wer im Sommer hier vorbeikommt, sollte unbedingt das Freiluftkino, meist im Juli und August, auf der Dachterrasse des Hauses am Dom ausprobieren. Von dort aus hat man einen grandiosen Blick auf den Dom und die Skyline – fast so, als könnte man selbst wie Heidi über die Stadt schweben.
Für mich ist der Frankfurter Dom mehr als nur ein historisches Bauwerk. Er ist ein Ort voller Geschichten, Begegnungen und Sehnsucht. Ob auf der Leinwand oder im echten Leben, der Dom erzählt von Menschen, die hier Hoffnung, Freude und vielleicht auch ein kleines bisschen Sehnsucht gefunden haben.
Wenn ihr also das nächste Mal am Dom vorbeikommt, nehmt euch einen Moment. Schaut euch um, lauscht der Stadt und stellt euch vor, wie Heidi einst von hier oben auf die Welt blickte – voller Träume, voller Fragen und voller Herz.
Euer Dimitri
Stadtführer in Frankfurt