Die OK-Steine am Römer – Wo Frankfurt Ochsen briet

Wenn man über den Römerberg in Frankfurt schlendert, fallen einem meist die historischen Fachwerkhäuser, das Rathaus und die Touristenströme auf. Was viele aber übersehen, sind die kleinen, unscheinbaren Buchstaben im Pflaster: OK. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ein Besucher auf unserer Führung plötzlich stehen blieb und fragte: „Dimitri, was bedeutet dieses OK eigentlich?“ Viele denken sofort an „Alles okay“. Doch in diesem Fall hat das „OK“ eine viel schmackhaftere Geschichte: Ochsenküche.

Ein Stück kulinarische Geschichte

Bei den Krönungsfeiern im Alten Reich war der Römerberg Schauplatz eines gewaltigen Volksfests. Aus dem Gerechtigkeitsbrunnen sprudelte Wein, für das „einfache Volk“ gab es Fressstände und Bratküchen; in den sogenannten Ochsenbratküchen wurden ganze Ochsen gefüllt und über Tage langsam gegart, um Hunderttausende zu versorgen. Zeitgenössische Quellen und Darstellungen beschreiben, wie ein Ochse mit Füllung bis zu 96 Stunden am Spieß drehen konnte — so etwas lässt sich nicht heimlich in einer Ecke braten. Die vier OK-Steine markieren die Stellen, an denen diese historischen Bratküchen standen.

Stellt euch vor: Ein ganzer Ochse, langsam bis zu 4 Tage am Spieß gegart, der Duft von gebratenem Fleisch über den ganzen Platz – das war das Original-Festival-Feeling. Heute laufen wir ganz entspannt darüber hinweg, aber damals war der Römerberg ein Schmelztiegel aus Menschen, Musik, Festlichkeiten – und jeder Menge Essen.

Die kleinen Details machen den Unterschied

Was ich besonders spannend finde, ist, wie diese unscheinbaren Steine eine Verbindung zwischen der großen Geschichte und unserem Alltag herstellen. Geschichte lebendig, direkt unter den Füßen. Sie sind keine Monumente, kein pompöses Denkmal – nur ein paar Buchstaben im Pflaster. Und doch erzählen sie sofort eine Geschichte: von Festen, Handwerk und Gemeinschaft.

Tipp vom Stadtführer

Wenn ihr die vier OK-Steine selbst entdecken wollt, schaut im südöstlichen Bereich des Römerbergs, zwischen Gerechtigkeitsbrunnen und dem Eingang der Alten Nikolaikirche nach. Frühmorgens oder kurz vor Ladenschluss ist der Platz ruhiger – so lassen sich die kleinen Steinchen am besten finden, fotografieren und bestaunen.

Die OK-Steine sind ein schönes Beispiel dafür, wie Geschichte manchmal im Kleinen steckt. Ein bisschen Aufmerksamkeit beim Spazierengehen, und plötzlich liegt die Vergangenheit unter euren Schuhen – in Form einer Ochsenküche, die ganze Volksmassen satt gemacht hat.

Euer Dimitri
Stadtführer in Frankfurt